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Was sind heilbare Hirnleistungsstörungen?

Es gibt heilbare Ursachen leichter und schwerer Hirnleistungsstörungen. Deswegen sollte immer eine ausführliche Diagnostik erfolgen, bevor man von einer Demenz, z.B. Alzheimer-Typ, spricht.

Zur Erinnerung: Gedächtnisstörungen und andere Beeinträchtigungen der Hirnleistungen sind typischerweise weder normales Altern noch schicksalhaft, sondern sind regelhaft Symptome von zugrundliegenden Krankheiten, die es gilt gut zu diagnostizieren und gezielt zu behandeln.

Bemerkenswerterweise bilden sich bei Menschen, die jünger als 60 Jahre sind, subjektive Hirnleistungsstörungen ohne spezifische Behandlungen in vielen Fällen wieder zurück, haben folglich eine gute Prognose. Hier ist ein Zusammenhang mit vorübergehenden psychosozialen Belastungen, Schlafstörungen und anderen psychischen Erkrankungen anzunehmen.

Wir wissen demgegenüber, dass Menschen ab dem Alter von 70 Jahren mit subjektiven Hirnleistungsstörungen, also Beeinträchtigungen, die noch nachweisbaren Schweregrad erreichen, sich im Verlauf von nur vier Jahren zu 27 % in objektivierbare Hirnleistungsstörungen verschlechtern und in 14 % in eine Demenz, also in schwere Hirnleistungsstörungen, übergehen. Dies war das bemerkswerte Ergebnis einer statistisch hochwertigen, sehr großen Studie bei fast 30.000 Menschen im Alter von durchschittlich 71,6 Jahren, die mehrere Jahre verfolgt und untersucht wurden.

Insgesamt geht man bei über 70-jährigen aktuell in Deutschland davon aus, dass mehr als 50 % Hirnleistungsstörungen haben, viele Menschen jedoch dies bezüglich fachärztlich nicht untersucht und abgeklärt worden sind.

Gleichwohl, selbst bei Älteren sind heilbare Ursachen von Hirnleistungsstörungen gut bekannt. Je nach beobachteter Menschengruppe (Kohorte) liegt dieser Anteil bei Hirnleistungsstörungen, die sich langsam über mehr als 6 Monate entwickeln, bei 20 %; der Anteil bei rasch sich entwickelten Hirnléistungsstörungen ist erheblich höher (größer als 70%). Es ist deswegen diagnostisch sehr wichtig, dass Störungen, die nur langsam über viele Monate oder Jahre fortschreiten von denen, die rasch auffällig werden, zu unterschieden werden.

Diagnostisch sist zu beachten:

  • Fehlleistungen, die mehr oder weniger Jeder haben kann, die z.B. Zeichen von Unaufmerksamkeit sind und keine Krankheit bedeuten;
  • Altersdenken, das sich unterscheidet vom Denken junger Erwachsener, z.B. in größerer Fähigkeit Muster in Problemfeldern zu erkennen, z.B. im Beruf, oder in einer verfeinerten Wortauswahl und Wortsuche;
  • Subjektive Hirnleistungsstörungen (SCI=Subjective Cognitive Impairment), welches Beeinträchtigungen sind, die keinen objektivierbaren, neuropsychologisch definierten Schweregrad erreichen;
  • Leichte kognitive Störungen (MCI= Mild Cognitive Impairment) erreichen eine nachweisbare Schwere, die oft jedoch nur mit leichten Beeinträchtigungen im Alltag einhergehen und ohne fremde Hilfe gut kompensierbar sind;
  • Schwere kognitive Störungen (=Demenz) sind mit Beeinträchtigungen verbunden, die es erfordern, dass Dinge des täglichen Lebens (ADLs) nicht mehr ohne personelle Hilfen geleistet werden können, folglich einen Betreuung und bei Fortschreiten Pflegebedürftigkeit begründen können.

Zu den heilbaren Ursachen gehören:

  • Primäre Hirnkrankheiten:
    – Normaldruck-Hydrocephalus
    – Sub- oder Epidurale Blutungen, z.B. bei Blutverdünnungsmedikamenten und/oder nach Sturz
    – Durchblutungsstörungen
    – Hirn- und Hirnhautentzündungen
    – Hirntumoren
  • Fehl- und Mangelernährung:
    – Vitamin B1- (akut: Wernicke-Enzepahlopathie), B3- (Pelagra), B6-, Folsäure/B9- oder B12-Mangel
    – Vitamin D-Mangel
    – Hypo- und Hypernatriämie (auch durch Medikamente bedingt)
    – Hypo- und Hyperkaliämie (auch durch Medikamente bedingt)
    – Hyperkalcämie
  • Vergiftungen:
    – Alkohol- oder andere Drogen
    – Medikamente, z.B. Psychopharmaka, Digitalispräparate, Hypertensiva, Theophyllin, Opiate
    – Industriestoffe, z.B. Aluminium, Quecksilber, Blei, CO, Perchlorethylen, Polychlorierte Biphenyle, Glyphosat
  • Hormonstoffwechselstörungen:
    – Hypo- und Hyperthyreose (Schilddrüse)
    – Hypo- und Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüse)
    – Hypokortisolismus (Morbus Addison)
  • Stoffwechselstörungen:
    – Hypoalbuminämie, z.B. bei Einweißmangelernährung
    – Lebererkrankungen, z.B. Morbus Wilson, Lebercirrhose, Hämochromatose
    – Nierenerkrankungen, z.B. Dialyse
    – Lungenerkrankungen, z.B. respiratorische Partial- oder Globalinsuffizienz
    – Diabetes mellitus mit Blutzuckerentgleisungen (Hypo- oder Hyperglykämien)
    – Fettstoffwechselstörungen
  • Infektionserkrankungen:
    – Lungenentzündung
    – Harnwegsinfekt
    – Herzklappenentzündung
    – chronisch bakteriell: Neurolues, Neuroborreliose, Morbus Whipple
    – chronisch viral: Zytomegalie, HIV, JCV (progressive multifokale Leukenzephalitis), Long-COVID
  • Hämatoonkologisch:
    – Anämie
    – multiples Myelom
    – Polyzythämie
    – Paraneoplastische Limbische Enzephalitis, z.B. Antikörper gegen Hu, Ri, Ma1, Ma2, Ta, CV2/CRMP5, ANNA-3, Amphiphysin
  • Autoimmunkrankheiten:
    – Systemischer Lupus erythematodes
    – Sjögren-Krankheit
    – Limbische Enzephalitis, z,B. Antikörper gegen NMDA-Rezeptor, LGI1
  • Andere:
    – Schlaf-Apnoe-Syndrom

Dies begründet, dass Hirnleistungsstörungen, gleich welcher Schwere, fachärztlich abzuklären sind.

Studie: After an average of 2.4 years of follow-up, 12.9% progressed to dementia, 9.6% declined in functioning and did not meet the algorithmic criteria for MCI but did not meet the clinical criteria for dementia, 29.6% continued to meet MCI criteria, and 47.9% no longer met MCI criteria. Multidomain MCI, presence of APOE ε4, depressive symptoms, and antidepressant use increased the risk of progression to dementia.

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