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Die moderne Neurorehabilitation besitzt eine spannende Entstehungsgeschichte. Heute lesen Sie Teil 2.
Kurt Goldstein, der in Breslau mit Otfrid Foersters Arbeit auf der Grundlage von Heinrich Frenkel in Kontakt gekommen war, arbeitete eine „ganzheitliche, holistische Neurologie“ umfassend konzeptionell aus. Er bestimmte während des Ersten Weltkriegs eine alle Lebensbereiche eines Patienten beachtende Rehabilitationsbehandlung. Das oberste Ziel für Patienten war die Rückkehr in „Lohn und Brot“ zu ermöglichen. Behandlungssäulen seiner Klinik in Frankfurt a. Main waren neben der ärztlichen auch die neuropsychologisch-pädagogischen Therapiemassnahmen und eine ausgeklügelte Arbeitstherapie. Um dies zu erreichen, begründete er objektivierbare Untersuchungen auch zur psychischen Leistungsfähigkeit, er gilt deswegen als einer der Begründer der modernen „Neuropsychologie“, der Lehre über die höheren Hirnleistungen.
Sein Buch gemeinsam mit Anselm Gelb über die „Seelenblindheit” bzw. „Gestaltblindheit“ beeindruckt durch umfangreiche Erhebungen und facettenreiche Krankheitsberichte von seinen Patienten, die er jahrelang begleitete.
Nach Goldsteins Flucht aus Deutschland wurde sein Erfahrungswissen hierzulande weitgehend vergessen. Jedoch beeinflusste das 1933 auf der Flucht geschriebene Buch die aufstrebende Neurowissenschaft in den USA nachhaltig, z. B. J. J. Gibson. Mit ihm schließt sich auch der Kreis zu Schluckstörungen, denn Gibson erforschte die psychophysische Begründung der Nahrungswahrnehmung im Mund.
In der amerikanischen Ausgabe von Goldsteins Buch „Der Aufbau des Organismus“ schreibt im Vorwort Oliver Sacks, der das Werk als Medizinstudent las, dass er nach dem Lesen sofort einen Freund anrief und sagte: „You must read it! It is a wonderful book!“
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